Der Klimawandel fordert ein Umdenken in allen Lebensbereichen. Speziell im Bauwesen sind neue Wege gefragt. Immerhin verursachen alle Gebäude der Welt zusammen knapp ein Drittel des weltweiten Endenergieverbrauchs und etwa ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen. Lange hat man sich darauf konzentriert, unsere Häuser energieeffizienter im Betrieb zu machen. Das wird aber nicht reichen, um die in den Klimaschutzvereinbarungen festgelegten Reduktionsziele zu erreichen. Daher gilt das Augenmerk heute vermehrt dem gesamten Lebenszyklus von Gebäuden: Welchen Umwelteinfluss bewirken die Baustoffe bei der Herstellung, wie verhalten sich die Gebäude im Betrieb und wie sieht es am Ende bei Rückbau und Entsorgung mit der Umweltverträglichkeit aus?
Holz verhält sich klimaneutral
Wie sich einzelne Gebäude konkret auf Umwelt und Ressourcenhaushalt auswirken, ist im Detail Gegenstand aufwändiger Berechnungen - sogenannter Ökobilanzierungen. Diese ermitteln den Bedarf an Ressourcen und Primärenergie eines Gebäudes und liefern eine Abschätzung seiner Wirkungen hinsichtlich Treibhauseffekt und anderen Indikatoren. Dabei stellt sich die Frage, welche Daten zu Bauprodukten den Berechnungen hinterlegt werden und wo die Grenzen der Berechnungen liegen (z.B. Im Wald wächst dort, wo Holz für den Bau eines Gebäudes geerntet wurde, wieder neues Holz nach und leistet einen Klimaschutzbeitrag - fließt das in die Berechnung ein oder nicht?) Weil viele Faktoren berücksichtigt werden müssen, sind die Berechnungen relativ kompliziert und einzelne Ergebnisse schwer vergleichbar.
Einfach erklärt ist aber, warum sich Holz als Baustoff grundsätzlich günstig auf die Treibhausgasbilanz auswirkt: Holz wächst quasi von selbst, ohne dass separate Herstellungsenergie zugeführt werden muss, im Wald. Dabei entzieht es der Atmosphäre CO2, jeder Kubikmeter rund eine Tonne. 250 Kilogramm Kohlenstoff daraus werden im Holz gespeichert. Solange das Holz stofflich genutzt wird, bleibt die Speicherwirkung aufrecht, d.h. während der gesamten Lebensdauer eine Gebäudes wirkt das Holz klimaentlastend. Erst am Ende bei der Verbrennung oder Verrottung wird der Kohlenstoff in Form von CO2 wieder freigegeben. Die CO2-Bilanz wird dann gegenüber der Ausgangssituation wieder auf null gestellt. Im Gegensatz dazu verursachen andere Baustoffe wie Ziegel oder Beton bereits bei der Herstellung erhebliche Mengen CO2.
Holz ist regional verfügbar und ersetzt endliche Rohstoffe
Holz hat zwei weitere entscheidende Vorteile. Es ist bei uns und in vielen anderen Teilen der Welt regional verfügbar. Im Gegensatz dazu muss Sand, der "Baustoff", der für die Herstellung von Beton notwendig ist, zunehmend über lange Seewege herangeführt werden. Als nachwachsender Rohstoff erneuert sich die Ressource Holz ständig. Holz kann endliche Baustoffe ersetzen und trägt dazu bei, dass Treibhausgasemissionen aus deren Bringung oder Herstellung gar nicht erst entstehen.
Altholz als Sekundärrohstoff
Jedes Gebäude hat irgendwann ausgedient, dann stellt sich die Frage: Was passiert mit den Bauteilen nach dem Abriss? Holzbauten können in der Regel leicht zerlegt werden, das rückgebaute Holz kann zur Energiegewinnung genutzt werden. Doch das sollte erst der finale Schritt sein. Eine im Sinne von Umwelt und Wertschöpfung angestrebte Kaskadennutzung sieht möglichst viele stoffliche Verwendungen einer Einheit eines Rohstoffs vor. Altholz kann zu neuen, hochwertigen Halbwaren weiterverarbeitet werden, Forschungsprojekte widmen sich auch der Gewinnung von Zellulose und Lignin für die Bioraffinerie aus Altholz. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Holz im Bauwesen wird auch das Aufkommen von Altholz in Zukunft steigen. Hier gibt es Potentiale für einen neuen Industriezweig, der Altholz als Sekundärrohstoff nutzt.
Vergleichende Ökobilanz am Beispiel von zwei Gebäuden
Um die Klimawirkung von Holzgebäuden beziffern zu können, wurden für die Ausstellung "Bauen mit Holz - Wege in die Zukunft" von Hermann Kaufmann vergleichende Ökobilanzierungen durchgeführt. Holzbauten wurden mit simulierten Zwillingsbauten aus hauptsächlich mineralischen, metallischen oder synthetischen Rohstoffen verglichen. Diese sind in Kubatur und energetischen Zielwerten ident mit den realen Gebäuden aus Holz. Die Berechnungen beziehen sich auf einen Betrachtungszeitraum von 50 Jahren mit den Phasen Herstellung, Instandsetzung und Entsorgung. Zwei ausgewählte Beispiele - ein Neubau und eine Sanierung - zeigen Klimaentlastungen zwischen 22 bis 71 Prozent.